KLUQ KLUQ
   
Zusammenfassung

KLUQ ist ein Konzept zur Unterrichtsentwicklung: kooperativ, auf Lern(er)verhalten fokussierend und in enger Verknüpfung mit der Qualitätsentwicklung der Schule. Von bekannten Konzepten zur Unterrichtshospitation und zum Feedback unterscheidet es sich in folgenden Kennzeichen:

  • Die systematische Unterrichtsentwicklung steht im Mittelpunkt.
  • Langfristige und intensive Kooperation der Kollegen.
  • Das Lernverhalten der Schüler wird fokussiert.
  • Unterrichtsentwicklung wird Thema der Qualitätsentwicklung der gesamten Schule.
  • Beobachter verstehen sich als Lernende.
  • Dabei werden diagnostische, didaktische, soziale und selbstreflektive Kompetenzen der beteiligten Lehrer gefördert und lebendiges, anwendbares Wissen über Lernen und Lernverhalten erworben.
  • Die Schule unterstützt die KLUQ-Teams und erhält Daten und Impulse für ihre Qualitätsentwicklung.
  • Lehrer an der Schule und KLUQ-Teilnehmer außerhalb der Schule erhalten erprobte Unterrichtsmaterialien.

Grundlagen für das KLUQ-Konzept sind japanische, chinesische und US-amerikanische Erfahrungen mit Lesson Study, einem vielfältigen und traditionell gewachsenen Verfahren zur Unterrichtsentwicklung in Japan.

Catherine Lewis zitiert japanische Lehrer: "Lesson Study develops the eyes to see children." Und: "It is really about learning how children are learning." Grundlagen sind zudem Erkenntnisse der pädagogischen Psychologie der letzten Jahrzehnte: Lernen ist ein Prozess aktiver Konstruktion, deshalb muss neben den Inhalten und dem Lehren das Lernverhalten der Lerner stärker fokussiert werden. Weiterhin ist nicht erst seit Helmkes Forschungen bekannt, dass professionelles Reflektieren zur Förderung von Expertise beiträgt. In den USA ist vor allem unter den Begriffen "Learning Community" und "Community of practice" (Lave, 1991) die hohe Wirksamkeit gemeinsamen systematischen und professionellen Handelns und Reflektierens belegt.

Im Laufe eines Schuljahres durchschreiten 3-6 Lehrer einen KLUQ-Zyklus: Sie planen gemeinsam Lernziele und auf dieser Grundlage eine konkrete Stunde. Sie entwickeln für Beobachtungsaufträge und führen die Stunde durch. Ein Kollege hält die Stunde, die anderen und zusätzliche Gäste beobachten Lernverhalten. Am Nachmittag werden die Beobachtungen ausgewertet und Schlussfolgerungen gezogen. Die Stunde kann überarbeitet und ein zweites Mal in einer anderen Klasse gehalten werden. Der KLUQ-Prozess, die Stunde und die Schlussfolgerungen werden dokumentiert und der Schule und Kollegen in einem KLUQ-Web-Forum zur Verfügung gestellt.

Der KLUQ-Prozess stellt einen vollständigen Evaluations-Zyklus dar, von der Planung über Durchführung, Datenerhebung und -bewertung bis zur Maßnahmenplanung. Er basiert auf der Qualitätsentwicklung der Schule, auf den im Schulkonzept formulierten Zielen und Entwicklungsschwerpunkten. Erkenntnisse des KLUQ-Teams zu Lernverhalten, kollegialer Zusammenarbeit und fachdidaktischer und methodischer Unterrichtsentwicklung werden dem Kollegium der Schule rückgemeldet und für die Qualitätsentwicklung dokumentiert.

Drei bis sechs Kollegen kooperieren in einer Gruppe. Sie beziehen sich für dieses Vorhaben auf einen gemeinsamen Aspekt: das Fach, einen Fächerverbund, ein Lernfeld, eine Methode, einen Inhalt, einen Jahrgang, eine Klasse etc. Sie müssen bereit sein, sich für die Ideen anderer zu öffnen, eigene Ideen beizusteuern und Reflektions- und Feedback-Kompetenzen weiterzuentwickeln. Mittelfristig stellen sie sich dazu zur Verfügung eine gemeinsam entwickelte Unterrichtsstunde zu halten.

Eine einzelne Unterrichtsstunde wird gehalten, beobachtet und ausgewertet. Sie wird gemeinsam geplant. Dies kann auch im Rahmen der Planung einer Unterrichtseinheit geschehen oder bei der Ausarbeitung von Unterrichtsbausteinen.

Gemeinsam eine Unterrichtseinheit (z.B. zu einem neuen Sternchenthema) zu planen oder Bausteine auszuarbeiten (z.B. eines Methodencurriculums) bringt den Kollegen Gewinn, kann entlastend sein und zur Arbeitszufriedenheit beitragen. Für diejenigen Kollegen, die noch Schwierigkeiten haben, in den eigenen Unterricht Beobachter einzuladen, ist es erleichternd, wenn sie eine gemeinsam geplante Stunde halten. Es geht dann in der Reflexion um das Lernverhalten der Schüler, in zweiter Linie um das Konzept der planenden Gruppe und erst zum Schluss um Einflüsse des Lehrverhaltens und der Lehrerpersönlichkeit.
Zudem ist der Einstieg niederschwellig, weil die ersten Stunden von "besonders Mutigen" gehalten werden, die Team-Mitglieder sich immer besser kennen lernen und erst dann alle eine Stunde übernehmen müssen.

Zu Beginn eines Schuljahres ist eine zentrale Information in der Schule nötig, bei der Kollegium und Schulleitung ihre Zustimmung und Unterstützung für das Projekt kundtun müssen. In drei bis vier Teamsitzungen wird gemeinsam geplant. Dabei können Fortbildungen oder Beratungen einbezogen werden, von Kriterien- und Indikatorenentwicklung, den Grundlagen des Feedback und einem Training in Beobachtung von Lernerverhalten bis hin zu Veranstaltungen zu inhaltlichen Aspekten.
Nach rund einem halben Jahr wird die Unterrichtsstunde durchgeführt und ausgewertet. In den letzten Monaten des Schuljahres wird eventuell die revidierte Unterrichtsstunde erneut gehalten und der KLUQ-Zyklus dokumentiert.

Für Teamsitzungen, Beobachtung, Auswertung und Dokumentation werden detaillierte Vorlagen als Optionen zur Verfügung gestellt. Dazu kommen Materialien wie z.B. Feedback-Regeln, Erläuterungen zum Problem Beobachten/Bewerten etc. Auch für den gesamten Prozess gibt es präzise Vorschläge. Allerdings muss das Team im vorgegebenen konzeptuellen Rahmen als Lerngemeinschaft Handlungsfreiheit besitzen.
Die Schulen erhalten beratende Unterstützung bei der Einführung des Konzeptes. Hinzu kann Prozessbegleitung treten. Trainings zur Teamentwicklung und Fortbildungen zur Unterrichtsentwicklung können – bei Bedarf – angeboten werden.

Die beteiligten Schulen verknüpfen KLUQ mit ihrer Qualitätsentwicklung. Sie können es als begrenztes Projekt im Rahmen von konkreten Maßnahmen nach Evaluationen einsetzen. Zu empfehlen ist aber, dass große Teile des Kollegiums in KLUQ-Gruppen Unterrichts-entwicklung betreiben und die Erkenntnisse der Qualitätsentwicklung der Schule zur Verfügung stellen und die Schulen einen Modus entwickeln, der eine kontinuierliche und systematische Entwicklung gewährleistet.
Im Rahmen der Unterrichtsentwicklung, der Unterstützung und der Auswertung ist auch die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Fachberatern vom Regierungspräsidium, mit Experten zur Unterrichtsmethodik und mit den Studienseminaren zu bedenken.

   
© 2008 by Peter Koderisch –